Healthcare? Wird immer wichtiger. Denn der demographische Wandel und die hohe Innovationsdichte in der Medizin sorgen für Bewegung. Der Markt wächst, so viel ist klar. Aber in welchen Feldern und Regionen besonders stark? Wo ergeben sich neue Chancen – und wo zeichnet sich eine Sättigung ab? Und welche Zusammenhänge gibt es zwischen den Märkten? Eine Healthcare-Marktanalyse mit den wichtigsten Märkten, Feldern und Entwicklungen.
werden die Healthcare-Märkte in den sogenannten „pharmerging markets“ bis 2022 wachsen.
Damit wachsen sie mehr als doppelt so stark wie in den Industrieländern (2-5%), in den USA liegt das Wachstum bei 4-7%, in Deutschland bei 2-5%. Die pharmergingmarkets sind vom amerikanischen US-Gesundheitsinformationsunternehmen IQVIA definiert als diejenigen Länder, deren jährliches Pro-Kopf-Durchschnittseinkommen unter 30.000 US-Dollar liegt und deren Wachstum beim pharmazeutischen Markt über fünf Jahre bei mindestens einer Milliarde US-Dollar liegt. Diese Kriterien erfüllen vor allem China und der asiatisch-pazifische Raum, entsprechend hoch sind hier teilweise die Wachstumsraten. So wird der Healthcare-Markt in Bangladeshum knapp 20 Prozent jährlich zulegen! In Vietnam, Indonesien, Pakistan und Indien liegt das Plus jeweils bei rund 12 Prozent. In China allerdings wird sich das Wachstum bis 2022 auf 6 Prozent verlangsamen, was unter anderem an der Größe des dortigen Marktes liegt. Neben Ländern aus dem asiatisch-pazifischen Raum gehören auch eine Reihe anderer Staaten zu den pharmerging markets, darunter Brasilien, Argentinien, Ägypten und Russland.
mehr Geld werden bis 2024 im Bereich Neurologie für Medizintechnik ausgegeben werden.
Damit zeigt die Neurologie die höchsten Wachstumsraten im Bereich Medizintechnik. Einer der Gründe sind die teuren Operationssysteme, die etwa bei Gehirnoperationen zunehmend zum Einsatz kommen. Ebenfalls zunehmend entwickeln sich innerhalb der Medizintechnik die Bereiche Diabetes mit 7,8 Prozent jährlich und Zahnmedizin mit 6,5 Prozent. Betrachtet man die absoluten Zahlen, ist das Wachstum anders verteilt: Weil Neurologie ein vergleichsweise kleines Feld ist, landet es hier mit einem voraussichtlichen Umsatzvolumen von 15,8 Milliarden US-Dollar auf Platz 13. Führend ist hier die InVitro-Diagnostik mit 79,6 Milliarden US-Dollar (+ 6,1 Prozent Wachstumsrate). Das gesamte Feld der Medizintechnik wächst bis zum Jahr 2024 um 5,6 Prozent jährlich, 2024 wird der Umsatz voraussichtlich bei 594,5 Milliarden US-Dollar liegen.
werden voraussichtlich im Jahr 2024 weltweit für verordnete Medikamente ausgegeben.
Derzeit sind es 830 Milliarden US-Dollar, im Jahr 2010 waren die Ausgaben nur ein wenig geringer, sie lagen bei 737 Milliarden US-Dollar. Zwischen 2011 und 2017 wuchsen die Arzneimittelausgaben für verordnete Medikamente jährlich um durchschnittlich etwa gerade einmal rund ein Prozent. Dieses Wachstum ist gerade im Begriff, sich enorm zu beschleunigen: von 2018 bis 2024 wird es sich versechsfachen auf jährlich 6,4 Prozent. Das hat verschiedene Gründe: Es kommen zunehmend hochwirksame, hochindividuelle – und damit auch hochpreisige – Therapien wie Gentherapien auf den Markt. Bereits heute kosten Gentherapien viele Hunderttausend US-Dollar. Außerdem werden sich die Umsätze bei den Orphan Drugs – also Medikamente zur Behandlung seltener Krankheiten – bis 2024 verdoppeln. Orphan Drugs werden dann 20 Prozent der weltweiten Arzneimittelausgaben ausmachen.
Von allen Healthcare-Ausgaben fließen heute 2-3 Prozent in das Feld Diagnostik. Die Diagnostik aber beeinflusst 60-70% der medizinischen Entscheidungsprozesse.
Ein einfaches Beispiel: Ein 12 Euro teures Fieberthermometer kann darüber entscheiden, ob ein Patient mehrere Tage stationär aufgenommen wird, was rasch mehr als Tausend Euro kosten kann. Umgekehrt kann ein Fieberthermometer das aber auch verhindern. Deshalb ist Diagnostik in vielerlei Hinsicht wichtig: Falsche und überflüssige Therapien lassen sich frühzeitig vermeiden, die richtige Therapie lässt sich optimieren – und die Behandlungsqualität steigt. Das wiederum senkt die Kosten, weil ein kleiner Kostenbetrag (Diagnostik) einen großen Kostenbetrag (Therapie) in die richtige Richtung lenkt. Die Diagnostik wird auch in Zukunft nur einen vergleichsweise kleinen Teil der Healthcare-Ausgaben ausmachen – aber indirekt bestimmt sie über den größten Teil der Healthcare-Ausgaben. Entsprechend hoch ist der Stellenwert für alle Player im Gesundheitssystem, vom Patienten über die Ärzte, Pflegekräfte und Krankenkassen bis hin zu den Unternehmen.Entsprechend werden hier die Forschungsausgaben und die Innovationsdichte konstant hoch bleiben. Und mit der Ausbreitung von revolutionären Technologien wie Gendiagnostik, Biosensoren und Liquid Biopsy wird die Diagnostik auch in Zukunft das Antlitz der Medizin verändern.
der Healthcare-Ausgaben in den Industrieländern fließen in die Versorgung chronischer Krankheiten.
Im Verhältnis zum Bereich der akuten Erkrankungen dominiert das Feld chronische Krankheiten eindeutig den Healthcare-Bereich. Das ist schon Dutzende Jahre so, und es ist ein Zeichen von Fortschritt. Die Menschen werden älter, und im Alter kommt es zunehmend auch zu chronischen Krankheiten. Und bei genauerer Betrachtung nimmt ausgerechnet im vermeintlich statischen Feld der chronischen Erkrankungen die Dynamik weiter zu. Denn der Fortschritt sorgt hier für eine Rotation: Viele Krankheiten, die lange tödlich waren, etwa bestimmte Krebsarten, lassen sich heute so gut behandeln, dass aus ihnen chronische Erkrankungen geworden sind. Andere chronische Erkrankungen wiederum sind in Zukunft durch den Fortschritt vollständig heilbar. Doch es gibt auch eine Reihe von weit verbreiteten chronischen Krankheiten, an denen die Rotation vorübergeht: die „dicken Hunde“, die großen Volkskrankheiten wie Diabetes, Atherosklerose und Depressionen. Sie werden auch in Zukunft einen großen Teil der Healthcare-Ausgaben schlucken.
werden bis zum Jahr 2024 voraussichtlich von den Pharma- und Biotechunternehmen weltweit für die Forschung und Entwicklung ausgegeben.
Damit wächst der Markt für Forschung und Entwicklung zwischen 2018 und 2024 mit 3,1 Prozent jährlich weniger schnell als noch zwischen 2010 und 2017 (3,6 Prozent). Doch das liegt nicht daran, dass die Unternehmen weniger Bereitschaft zeigen, Geld in die Forschung zu investieren. Der Grund liegt darin, dass man viel effizienter geworden ist: Dank Big Data und moderner Analysen lässt sich heute in aller Regel viel früher herausfinden, wie erfolgsversprechend ein Wirkstoff wirklich ist. Entsprechend können vergebliche Projekte vergleichsweise früh beendet werden. Das spart Ressourcen und lässt zu, sich mehr auf die Erfolgskandidaten zu konzentrieren.
pro Jahr wird der Markt für minimalinvasive Chirurgie bis 2020 voraussichtlich wachsen.
Damit wächst der Markt für minimalinvasive Chirurgie mehr als doppelt so viel wie der Markt für offene Chirurgie. Hier liegt das voraussichtliche Wachstum bei nur 4,1 Prozent jährlich bis 2020. Vor allem Produkte wie Endoskope und das entsprechende Zubehör sowie minimalinvasive Operationsroboter tragen zum Wachstum bei.
Betrachtet man nur das Wachstum, sind die pharmergingmarkets (siehe oben) für Unternehmen der Branche das Ziel: „Im asiatisch-pazifischen Raum liegt das große Wachstum. Bei Röchling sind wir global aufgestellt und auf den pharmergingmarkets stark vertreten. Wir investieren hier derzeit auch eine Menge“, sagt Mari Foley, Markting Manager bei Roechling Medical Rochester. Gleichzeitig habe man aber auch die Industrieländer im Visier, sagt Foley. Und das hat mehrere Gründe. Einerseits nimmt das Durchschnittsalter zu, und damit der medizinische Bedarf. Und dann ist da noch der Fortschritt. Ina Baumgärtel, Marktanalystin bei Röchling Medical in Neuhaus, erklärt es so: „Die Innovationsdichte und der Innovationsdruck – beides ist höher in Märkten wie Deutschland oder den USA. Röchling als innovationsstarkes Unternehmen kann hier nicht nur mithalten, wir setzen auch Akzente und prägen die Medizin von morgen mit. Das ist nicht nur lukrativ, es passt auch ausgezeichnet zu unserem Selbstverständnis.“