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Individuell gesund

Wir leben künftig länger und gesünder – auch dank der personalisierten Medizin. Doch worauf kommt es hier an? Und warum spielen ausgerechnet Verpackungen dabei eine wichtige Rolle?

Stellen wir uns einen 65-jährigen Mann im Jahr 2024 vor. Wir nennen ihn David Hamilton. Gesundheitlich fühlt er sich recht fit, und das liegt auch daran, dass er seit Kurzem gegen individuelle Risiken individuell vorbeugt. Er hat eine medizinische Analyse machen lassen und weiß jetzt, dass er für Diabetes und Bluthochdruck ein leicht erhöhtes Risiko in sich trägt. Er hat deshalb seinen Lebensstil angepasst und nimmt verschiedene Tabletten. Damit sei er gerüstet, hat der Arzt zu ihm gesagt. Nur eine Sache begleitet David Hamilton schon sein ganzes Leben lang: Er leidet an der Erbkrankheit Hämophilie, umgangssprachlich auch als Bluterkrankheit bekannt, eine lebensgefährliche Gerinnungsstörung, die mit einer stark erhöhten Blutungsneigung einhergeht. Aber auch davon wird er bald befreit. Denn David Hamilton hat sich entschlossen, eine neu zugelassene Gentherapie zu beginnen, die ihn vollständig von seiner Erkrankung heilen soll. Die Behandlung sei ganz speziell auf ihn zugeschnitten, hat der Arzt ihm erklärt. Sie helfe bei niemand anderem – aber dafür bei ihm nebenwirkungsarm und so umfassend, dass sie ihn vollständig heile.

David Hamilton profitiert von vielem, was die Medizin der Zukunft ausmacht: Von einer früheren Behandlung, noch bevor die Krankheit ausbricht, und von einer besonders wirksamen und nebenwirkungsarmen Therapie, bei der sich die Behandlung dem Patienten anpasst und nicht der Patient einem Behandlungsraster.

Drei Trends: Miniaturisierung, Biologisierung, Individualisierung


All diese Vorteile sind keine Science Fiction, sondern bald schon möglich, weil sich die Medizin gerade in einem grundlegenden Umbruch befindet. „Es gibt zurzeit drei große Trends in der Medizin“, sagt Prof. Dr. Hanns-Peter Knaebel, Vorstandsvorsitzender von Röchling.

Erstens: Die Miniaturisierung. Sie zielt darauf ab, dass man Operationen oder andere Eingriffe in den menschlichen Körper mit einem immer kleineren Zugangstrauma durchführen möchte. Das Feld der minimalinvasiven Chirurgie fußt auf diesem Ansatz. Das heißt, kleine Schnitte, große Wirkung.

Zweitens: Die Biologisierung. „Es wird künftig noch stärker darum gehen, Wirkstoffe oder Medizinprodukte so mit biologischen Substanzen zu kombinieren, dass sie möglichst verträglich sind“, sagt Knaebel. So werden beispielsweise Medizinprodukte wie Implantate speziell beschichtet. Dank dieser Schutzhülle lassen sie sich optimal in den Körper einfügen, ohne eine Entzündungsreaktion hervorzurufen.

Kleinere Patientengruppen, größere Wirkung


Und dann ist da noch die Individualisierung, auch als „Präzisionsmedizin“ und „personalisierte Medizin“ bezeichnet – die vielleicht umfassendste Umwälzung des Healthcare-Marktes in den nächsten Jahren. Dabei muss es nicht einmal um Therapien gehen, die ganz speziell auf eine einzelne Person zugeschnitten sind, wie die vielversprechende Gentherapie gegen Hämophilie, die sich derzeit noch in der Entwicklung befindet und in ersten Studien eine vollständige Heilung erzielen konnte. „Es geht vor allem darum, die Patienten in immer kleinere Gruppen zu teilen. Hat die Gruppe eine Zahl von eins, dann ist es eine ganz individuelle Therapie. Aber auch schon bei größeren Gruppen ist die Wirkung oft viel größer und nebenwirkungsärmer, als wenn man nur nach Krankheitsbildern behandelt“, sagt Knaebel.

Nehmen wir das Beispiel Brustkrebs. Die Tumorzellen von etwa 20 Prozent der Brustkrebspatientinnen tragen auf ihrer Außenseite besonders viele Moleküle vom Typ HER2-Protein. Diese sorgen dafür, dass der Tumor schneller wächst. Heute bestimmt man die Menge der HER2-Proteine auf den Tumorzellen – und verabreicht bei einer überdurchschnittlichen Anzahl einen Antikörper namens Trastuzumab. Eine maßgeschneiderte Behandlung – geeignet nur für ein Fünftel der Brustkrebspatientinnen.

Röchling Medical setzt Impulse bei Digitalisierung und Biomaterialien


Weil immer mehr solcher personalisierten Therapieoptionen zur Verfügung stehen, ist auch eine passende Verabreichung immer wichtiger. „Dabei treffen wir auf zwei Querschnittstechnologien, die auch für Röchling Medical hochspannend sind“, sagt Knaebel. Zum einen sei das die Digitalisierung, zum anderen moderne Biomaterialien. „Wir forschen in beiden Bereichen massiv, um hier jeweils einen Mehrwert zu schaffen. Für uns und für die Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten“, so der CEO. Biomaterialien sorgen dafür, dass der Körper idealerweise gar nicht merkt, dass er es mit einem Fremdkörper zu tun hat. Und die Digitalisierung macht einfach Gegenstände ein Stück weit – intelligent.

Das beginnt bereits mit der Verpackung. „Ein Smart Pharma Pack, wie wir es nennen, begleitet den Patienten bei seiner Medikation, erinnert an die Einnahme, überwacht die Dosierung, warnt vor Fehlanwendungen“, sagt Knaebel. Wie groß das Potenzial ist, zeigt die Einnahmequote für Medikamente: Bei vielen Dauertherapien wurden Einnahme-Raten von lediglich 50 Prozent ermittelt. Für Prof. Knaebel ein Feld, in dem es große Möglichkeiten gibt: „Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit dieser Problematik und testen, welche Informationen eine intelligente Verpackung erheben muss, wie diese Informationen in den Behandlungsalgorithmus eingespeist werden sollen und auf welche Art und Weise eine intelligente Verpackung mit dem Patienten kommunizieren sollte. “Das bisherige Fazit der Forschung ist vielversprechend. Nicht nur die Pharma-Verpackung würde aufgewertet, auch der Patientennutzen wäre deutlich vergrößert!

Doch nicht nur bei klassischen Verpackungen wie etwa Pillenboxen und Inhalern gibt es Potenzial. Auch bei komplexeren Dosiersystemen wie Medikamentenpumpen – beispielsweise Insulin- und Schmerzmittelpumpen – kann eine „mitdenkende“ Gerätschaft für Ärzte und Patienten signifikante Erleichterungen und Verbesserungen bringen.

„Vom Patientennutzen denken wir rückwärts Richtung Technologie“


Aber all dies ist nur ein kleiner Teil der Forschungsanstrengung, die Röchling unternimmt, um die individuelle Medizin weiter voranbringen. Dabei folgen die Spezialisten einem Leitgedanken, den schon der ehemalige Apple-CEO Steve Jobs 1997 so formuliert hatte: Die Technologie muss dem Bedürfnis dienen und nicht das Bedürfnis muss an die Technologie angepasst werden. „Wir orientieren uns stets am Patientennutzen als Grundlage aller Überlegungen – und denken dann rückwärts Richtung Technologie“, sagt Knaebel.

Zurück in die Zukunft, zu David Hamilton. Zwei Jahre nach der Behandlung feiert er seinen 67. Geburtstag bei bester Gesundheit. Die Gentherapie hat sich bislang als erfolgreich erwiesen: Seine Hämophilie ist verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Er hat seinen Lebensstil weiter umgestellt und sich dabei beraten lassen, worauf es bei seinem Gesundheits- und Risikoprofil ankommt. Das hilft ihm, gesund zu bleiben. Individuell gesund.

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