Mannheim, 22. Juli 2002 – Die Eckdaten der Röchling-Gruppe im ersten Halbjahr 2002 zeigen, dass die Restrukturierung greift: Durch Kostensenkung, den Ausstieg aus unprofitablen Geschäften, den Verkauf von Randaktivitäten und nicht zuletzt durch Produktivitätssteigerungen hat sich das Unternehmen in einem schwierigen Marktumfeld und einer konjunkturell instabilen Phase gut behauptet.
Das Ergebnis vor Steuern der Röchling-Gruppe betrug im ersten Halbjahr 2002 € +20 Millionen, nach einem Verlust von € -1 Million im Vergleichszeitraum des Vorjahres. „Die Richtung stimmt, Röchling ist auf Kurs“, kommentierte Georg Duffner, Vorsitzender der Geschäftsführung, die neuesten Zahlen. Zwar habe die Konjunkturflaute einen rückläufigen Auftragseingang zur Folge gehabt (€ 732 Millionen im ersten Halbjahr 2002 im Vergleich zu € 833 Millionen im ersten Halbjahr 2001), und auch der Umsatz ging von € 801 Millionen im ersten Halbjahr 2001 auf € 767 Millionen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres zurück. Doch habe sich das Unternehmen durch Kapazitätsabbau und eine Innovationsoffensive gut angepasst. „Die Chancen auf eine deutlich verbesserte Ertrags- und Finanzkraft im Jahr 2002 stehen gut“, so Duffner.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001, für das die Geschäftsführung ebenfalls die Zahlen vorlegte, stieg der Umsatz der Röchling-Gruppe, in der die nicht börsennotierten Gesellschaften zusammengefasst sind, um 3 Prozent auf € 1,6 Milliarden. Der Jahresüberschuss verringerte sich von € 18 Millionen auf € 10 Millionen. Die Mitarbeiterzahl blieb auf Vorjahresniveau.
Das Ergebnis wurde vor allem durch den Einbruch des Telekommunikationsmarktes stark belastet: Im Unternehmensbereich Elektronik ging der Auftragseingang auf € 745 Millionen (2000: € 758 Millionen) und der Umsatz auf € 779 Millionen (2000: € 788 Millionen) zurück. Auch im ersten Halbjahr 2002 sind Auftragseingang (um 19 Prozent auf € 312 Millionen) und Umsatz (um 5 Prozent auf € 349 Millionen) zurückgegangen, doch konnte nach einem negativen Ergebnis vor Steuern von € -24 Millionen im ersten Halbjahr 2001 ein Gewinn von € +3 Millionen im ersten Halbjahr 2002 erreicht werden.
„Im Geschäftsjahr 2001 kamen im Bereich Elektronik zur Konjunkturflaute hausgemachte Fehler hinzu, die wir durch die Neuformierung der Vorstände, Maßnahmen zur Kostensenkung durch strikten Sparkurs, durch die Trennung von Verlustbringern, wie etwa Klein & Partner und der DeTeWe Produktionsgesellschaft mbH, und durch eine verstärkte Produktinnovation bereinigt haben“, führte Geschäftsführer Duffner weiter aus. So habe beispielsweise DeTeWe, ein Hersteller von Telekommunikationsanlagen, mit dem „OpenCom 1000“ ein modernes, wettbewerbsfähiges Kommunikationsportal entwickelt, das in diesem Jahr auch in England, Österreich und der Schweiz verkauft werde; Francotyp-Postalia habe die innovativen Frankiermaschinen „Mymail“ und „Optimail“ auf den Markt gebracht.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001 schnitt der Unternehmensbereich Technische Kunststoffe besonders erfreulich ab: Der Auftragseingang stieg von € 262 Millionen in 2000 auf € 278 Millionen in 2001; gleichzeitig erhöhte sich der Umsatz von € 256 Millionen auf € 281 Millionen. Das Ergebnis vor Steuern betrug € +33 Millionen im Vergleich zu € 29 Millionen im Vorjahr.
Dieser Trend setzte sich im ersten Halbjahr 2002 fort: Der Auftragseingang erhöhte sich um knapp 9 Prozent auf € 158 Millionen; der Umsatz um knapp 8 Prozent auf € 154 Millionen. Der Bereich Technische Kunststoffe der Röchling-Gruppe zeichne sich durch ein hohes Niveau in der Produktions- und Prozesstechnik aus, so Duffner. „Unsere Produkte sind weltweit anerkannt.“
Im Unternehmensbereich Automobiltechnik, zu dem die Seeber-Gruppe und der Bereich Metall zählen, wurde im Geschäftsjahr 2001 der Auftragseingang (von € 584 Millionen in 2000 auf € 607 Millionen) und auch der Umsatz (von € 573 Millionen in 2000 auf 602 Millionen) gesteigert. Das Ergebnis vor Steuern verringerte sich allerdings von € 14 Millionen auf € 8 Millionen in 2001. „Bei immer weniger auskömmlichen Margen in der Zulieferbranche hat die Seeber-Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr mit keinem befriedigenden Ergebnis abgeschlossen“, urteilte Duffner. Auch im ersten Halbjahr 2002 habe man diesen Trend nicht umkehren können. Sowohl Auftragseingang (von € 306 Millionen im ersten Halbjahr 2001 auf € 262 Millionen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres) als auch Umsatz (von € 294 Millionen auf € 264 Millionen) seien im Unternehmensbereich Automobiltechnik zurückgegangen; das Ergebnis vor Steuern sei von € 7 Millionen im ersten Halbjahr 2001 auf € 3 Millionen im ersten Halbjahr dieses Jahres gesunken. Die Metallunternehmen dagegen haben für eine Stabilisierung des Ergebnisses gesorgt, sagte Duffner. Dies lasse sich vor allem auf eine hohe Flexibilität in der Fertigung, einen erfahrenen Mitarbeiterstamm und ein gutes Management zurückführen. Allerdings habe auch dort die schwache Konjunktur zu einem stark rückläufigen Auftragseingang geführt.
Duffners Fazit für das Jahr 2001: „Insgesamt hat die Gruppe Gebr. Röchling ein positives Ergebnis erwirtschaftet, das aber noch verbesserungsbedürftig ist.“
Die Röchling Industrie Verwaltung GmbH, in der im Wesentlichen die börsennotierten Unternehmen der Rheinmetall-Gruppe zusammengefasst sind, hat ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2001 leicht auf € 4,630 Milliarden steigern können (2000: 4,598 Milliarden). Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) stieg im gleichen Zeitraum um 24 Prozent, von € 374 Millionen auf € 464 Millionen. Die Zahl der Mitarbeiter verringerte sich um 7 Prozent von 30.126 auf 28.065.
Auf mittlere und lange Sicht soll der Bereich Kunststoffe ein deutlich stärkeres Gewicht in der Röchling-Gruppe bekommen. „Wir streben ein organisches Wachstum an. Bei Gelegenheit nutzen wir auch Akquisitionen“, so Duffner. Grundsätzlich gelte, dass alle Röchling-Unternehmen, die expandieren wollten, dies mit selbstverdientem Geld tun müssten.